Der Roman erschien vor genau hundert Jahren und wurde „umgehend als Bilanz einer Epoche, ja als Enzyklopädie einer Zeit rezipiert“. Thomas Manns Klassiker „fügt sich heute in eine vergleichende Lesart, die die Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts auf das frühe 21. Jahrhundert bezieht. Befinden wir uns wieder am gleichen Punkt gesellschaftlicher Verwerfungen und politischer Systemkrise? Der Zauberberg gibt das genaueste, weil differenzierteste Porträt der Endzeit einer Gesellschaft.“

Neben diesem zeitgeschichtlichen gibt es auch einen „inhaltlich-stoffliche(n) Bezug“ auf die Freimaurerei. „Thomas Mann hat mit Lodovico Settembrini eine der Hauptfiguren als Freimaurer entworfen.“ Entsprechend gibt es „vielfältige freimaurerische Interpretationen und Adaptionen des Romans“.

Die Arbeitstagung Labor Zauberberg „setzt sich von dieser Tradition ab“. „Jetzt soll es darum gehen, von Thomas Manns Der Zauberberg ausgehend kritische Blicke auf die Freimaurerei im 21. Jahrhundert zu werfen und Gesichtspunkte für ein erneuertes Verständnis der Freimaurerei, ihrer Praxis und gesellschaftlichen Situierung zu gewinnen.“ „Die Tagung besteht folgerichtig aus zwei grundsätzlichen Elementen, den Vorträgen und einem Workshop. Diese beiden Elemente werden aufeinander bezogen. Sie ergeben gemeinsam das Labor Zauberberg.“

Die Vorträge „fokussieren jeweils einen Begriff, der sowohl im Roman als auch in der Freimaurerei von grundsätzlicher Bedeutung ist“, aber nicht im Sinne der „Spiegelung masonischer Fragen in Thomas Manns Roman“, sondern so, dass „mit den Begriffen bestimmte Komplexe des Denkens und der Praxis“ angesprochen werden, „die die erzählte Welt des Romans ebenso prägen wie Reflexion, Handeln und Selbstverständnis der Königlichen Kunst.“ Die „Textinterpretation leitet eine kritische Reflexion der Begriffskomplexe an. Sie soll helfen, eingefahrene Verständnisse der Freimaurerei und ihrer Praxis aufzubrechen und sie im Hinblick auf eine mögliche Zukunft weiterzuentwickeln.“

Die Vorträge behandeln die Begriffskomplexe Zeit, Bildung, Initiation, Wissen und Philosophie.

„Die Vorträge bereiten den Workshop vor.“ Ziel der Gruppenarbeit im Workshop ist es, „die thematischen Linien der Vorträge aufzunehmen und in der Diskussion in neuer Richtung weiterzuführen. Dabei gerät der Zauberberg außer Sicht. Das ist auch so gewollt. Spätestens in diesem Stadium der Arbeitstagung nimmt das Labor die erste Position ein.“

Die Teilnahme an dieser Arbeitstagung setzt die Lektüre von Der Zauberberg nicht voraus.